|
- Schachmatt des Banalen - Hommage an das Spiel
- Kennen Sie zeitgenössische ungarische Kunst, Malerei aus dem oftmals klischeebelegten
Pusztaland, oszillierend zwischen Maria Rökks Gedenken an Piroschka, den Pfeilkreuzlern und dem jüngst gegessenem „Gulaschkommunismus“? Und wer ist Szilard Huszank?
-
„KEINE BIOGRAPHISCHEN DETAILS.
BEGINNEN SIE MIT: BALTHUS IST EIN MALER, VON DEM NICHTS BEKANNT IST.
SCHAUEN WIR UNS NUN DIE BILDER AN. GRUSS, B.“
- Mit diesem Telegramm, quittierte Balthasar Klossowski de Rola, mit Künstlernamen: Balthus,
die Bitte des Kunstkritikers John Russel anlässlich seiner textlichen Vorbereitung der großen Balthusretrospektive 1968 in der Londoner Tate Gallery um lebenskundliche Informationen.
Ich möchte es bei Szilard Huszank auch so halten; nur soviel, Szilard war neun Jahre alt, als dank der Haltung der damaligen ungarischen Regierung der eiserne Vorhang gen Westen fiel. Seine eigentliche Heimat , neben seiner fünfjährigen Präsenz in Deutschland, (genauer, in Nürnberg - Stadt der Menschenrechte), ist schlicht die Malerei - ein schier unendlicher Wohnort, böten nicht bestimmte Maler gelegentliches Quartier, die Huszank gerne aufsucht, ohne sich aber epigonal dort auf Dauer häuslich einzurichten.
Teilweises Ergebnis dieser sowohl geistigen als auch inhaltlich-formalen Auseinandersetzung sind seine Hommagen. Konkrete Bildtitel lauten beispielsweise „Hommage á Balthus“ oder eben auch lapidar „Ulrike“ und während ersterer mit seltener malerischer Souveränität ein Originalinterieur des Klossowskischen Malerfürsten den voyeuristischen Blicken des Betrachters preiszugeben scheint, mag sich ein Kenner des französischen Klassizismus fragen, ob Ingres tatsächlich eine „Ulrike“ gekannt haben mag, was jedoch für eine mythologische Nymphe oder orientalische Odaliske eher unwahrscheinlich sein dürfte. Ihre oftmals profilsichtige Haltung, ihre Posen indes und nicht zuletzt der Turban sind eindeutige Reminiszenzen, attributiv eingesetzt - weniger um dem autoritären Altmeister zu huldigen, als vielmehr die Auseinandersetzung mit der Malerei an sich zu suchen.
Nachdem die figürlich-gegenständliche oder eben „realistische“ Malerei, spätestens seit dem Auftritt der „Leipziger Schule“ nebst Anhangs, durch die Galerien und Hallen eines schick „dekonstruierten“, globalisiert oligarchischen Kunstmarktes ihren einstweiligen „Siegeszug“ angetreten hat, somit vom wohlfeilen Faschismusverdacht der Kunstrezeption der späten 70er und 80er Jahre freigesprochen wurde, könnte auch ein von postmoderner Ironie befreites, quasi „natürliches Pathos“ zur künstlerisch-intellektuellen Beschäftigung einladen und ich bin versucht in Szilard Huszanks Bildwelten ein solches zu verspüren.
Wenn bereits seine oftmalige Wahl des quadratischen Formats eine absolute Beherrschung von Form und Komposition zwingend erforderlich macht, so erfährt jene disziplinierte Grundhaltung ihre Ergänzung durch die geradezu kontemplative Versenkung des Malers in der malerischen Durchdringung von Oberflächenqualitäten, wie sie in dem unterschiedlichen Schimmern einer weißen Porzellankanne, einer ebenholzfarbenen Schachfigur, dem Inkarnat der Geliebten oder den vielfältigen Dekors diverser textiler Stofflichkeiten eigen ist.
Stellten wir uns Matisse mit der Attitüde eines Whistlers vor, dann hätten wir eine Art Arbeitsgerüst des Szilard Huszank, das er jedoch individuell souverän bespielt.
Shóhé Alexander Seiler
|
|